Donnerstag, Oktober 22, 2009

Mein Sohn ist irgendwie Kapitalist

Gerade bei Twitter reingekommen, ein Tweet von Der Freitag welcher einen Blog Eintrag von Klara ankündigte.
Alleine der Titel "Mein Sohn ist irgendwie Kapitalist" hat mich dann doch echt gereizt diesen Blogeintrag zu lesen. Kapitalismus im Hort. Klang interessant.

Leider kann ich nur Klaras "Befürchtungen" nicht ganz nachvollziehen und auch der scheinbare Ruf nach dem Gewissen Ihres Sohnes ist mir etwas unbegreiflich.

Klara schreibt:

„Ich habe auch was abgegeben“, berichtet er stolz. „Ach? Hatte jemand kein Frühstück dabei?“, möchte ich wissen. „Doch, aber ich habe trotzdem meinen Müsliriegel abgegeben.“ Er kramt in seiner Hosentasche und wühlt eine Münze hervor. „Für zwei Euro.“

Mein erster Gedanke: Wow - ein sattes Geschäft.

Mein zweiter: Au backe.

Na da Frag ich mich doch, warum "Au backe"? Wäre es mein Sohn, währe ich Stolz wie Bolle. Ich kann mich selber noch an meine Schullandzeit erinnern, oder sogar an die meines Bruders. Es gab immer von der Schule aus, ein Limit an Geld, welches die Eltern den Kindern mitgeben durften. Von diesem Geld konnten sich dann die Kinder selbstständig bei Ausflügen sich etwas kaufen. Natürlich auch immer etwas unter der Kontrolle der Erzieher.
In der Regel waren es immer so früher 20DM und das war für uns Kinder dann doch schon recht viel. Zurück kamen wir dann meist immer mit 25DM und/oder mehr, denn es gab immer Kinder, die entweder Ihr Geld schon sehr früh komplett ausgegeben haben oder Ihr Geld im Gebäude vergessen haben. Da wurde man auch früher schon mal gefragt, "Hey du, kannst du mir mal 2DM leihen. Du bekommst die dann wieder wenn wir zurück sind". Klar konnten wir das, in der Regel dann immer mit etwas Zinsen oder durch Abgabe von Süßigkeiten.
Man hat meist sehr früh dann schon begriffen und gelernt, dass man auch anders an Dinge kommen kann die man möchte.
Wenn wir dieses Beispiel mal auf die heutige Zeit projizieren, würde ich Ruckblickend sagen, man hat fürs Leben gelernt.

Aber zurück zu Klara und Ihren Sohn. Sie berichtet auch noch darüber, wie Sie versucht diese "heikle" Situation zu klären:
Ich versuche dennoch, die heikle Angelegenheit mit Vorsicht zu behandeln: „Wem hast du denn deinen Müsliriegel, äh, gegeben?“ Er nennt mir den Namen des Kindes. Nun wird mir noch flauer im Magen: Bei der ersten Kundin meines Sohnes – oder sollten wir besser von Beute-Opfer sprechen? – handelt es sich ausgerechnet um ein Kind mit Migrationshintergrund.
So so, wäre es also nicht so schlimm gewesen, wenn es ein Kind ohne Migrationhintergrund gewesen wäre? Hätte, so verstehe ich diese Passage, wohl die ganze Situation entschärft. Bitte nicht Missverstehen aber wenn das Kind sich auf solch ein Geschäft einlässt, ist es egal ob es einen Migrationhintergrund hat oder nicht. Geschäft ist Geschäft, egal mit wem man es vereinbart. Gehören ja schließlich immer zwei dazu.

Abschließend würde ich sagen, bei der ganzen Geschichte geht es kaum um gutes Benehmen, wie es Klara beschreibt, sondern einfach darum, dass Ihr Sohn die Richtungen der heutigen Gesellschaft erkannt hat. Persönlich finde ich das sogar recht putzig und vor allem pfiffig von Ihm. Besonders der letzte Satz in den Ausführungen von Klaras Blogeintrag:
Er hat den anderen dann auch noch seine Mandarinen angeboten“, verrät mir später der Bruder des künftigen Geschäftsmannes, „aber die wollte keiner kaufen.